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Weimarer Republik 1918-1933

Die militärische Niederlage führte zu Waffenstillstandsverhandlungen, die in Frankreich festgeschrieben wurden. Am 9. November 1918 wurde der Thronverzicht Wilhelms II. verkündet und von Philipp Scheidemann (MSPD) die Republik ausgerufen.
Vorausgegangen waren Meutereien von Matrosen in Wilhelmshaven und dann in Kiel. Mit den Matrosen solidarisierten sich Soldaten an Land und Arbeiter, und im Folgenden kam es zu Auseinandersetzungen revolutionärer Kräfte. Die kriegsmüde deutsche Bevölkerung lehnte sich gegen die alte Ordnung auf. Es wurden überall „Soldatenräte" und „Arbeiterräte“ gegründet, die Machtansprüche anmeldeten. Für eine kurze Zeit lag im Herbst/Winter 1918 die öffentliche Gewalt bei ihnen. Radikale Linke, Anhänger einer Rätediktatur, kämpften nun gegen gemäßigte Anhänger einer parlamentarischen Republik. Diese entschieden nach blutigen Straßenkämpfen bis Frühjahr 1919 die Machtfrage für sich. Die zukünftige Staatsform Deutschlands sollte in einer Nationalversammlung entschieden werden. 
Die Abdankung Kaiser Wilhelms II verhinderte einen revolutionären Umsturz, und nachdem am 9. November die Republik ausgerufen worden war, konnte die „Novemberrevolution“ in demokratisch-parlamentarische Bahnen gelenkt werden.  Am 19. 1. 1919 wurde in Weimar die Nationalversammlung einberufen, die eine Verfassung erarbeitete. Das Ende der Räteregierung war mit der Wahl zur verfassunggebenden Nationalversammlung am 19. Januar 1919 erreicht. Dabei durften Frauen zum ersten Mal wählen.  24
Nach Einberufung der Nationalversammlung in Weimar lösten sich die Soldatenräte auf. Dies war auch für den Heider Bereich der Fall. Die Arbeiterräte waren etwas länger aktiv. Auch in Hennstedt gab es einen „Arbeiterrat“,  der beratende Funktion in der Gemeindevertretung hatte. Zur Auflösung der Räte ein Schreiben des Gemeindevorstehers von Hennstedt an den Landrat vom 4. Juli 1919:     „In der Sitzung der Kirchspielsgemeindevertretung vom 26. v. Monats ist die weitere Aufrechterhaltung der Tätigkeit des Arbeiterrates mit 12 gegen 3 Stimmen für unnötig erklärt, da fast alle Mitglieder desselben der Kirchspiels- bzw. den zuständigen Dorfgemeindevertretungen angehören und bereits vier Mitglieder aus dem Arbeiterrat ausgemeldet haben. Ich bitte den Obmann des Arbeiterrats, Maurer Hermann Dohrwardt hier, welcher im Juni d. Js. Mehrfach unerlaubte Eingriffe in meine Anordnungen getan, ohne vorher mit mir Rücksprache genommen zu haben und den Beschluß der Kirchspielsvertretung als zu Recht bestehend nicht anerkennt, anweisen zu wollen, daß er sich jeglicher unbefugter Eingriffe in die Anordnungen der Verwaltung enthält.“25
Obwohl die revolutionären Wirren scheinbar überwunden waren, misstraute die Bevölkerung aber - auch in der preußischen Provinz Schleswig-Holstein - den neuen Strukturen und verharrte im althergebrachten Denken. Der Versailler Friedensvertrag mit seinen Reparationsforderungen, Gebietsneuordnungen (hier Nordschleswig) und anderen Bedingungen schürte das Misstrauen und die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit der neuen Republik. Sie wurde von Anfang an angefeindet und bekämpft, und es kam zu harten Auseinandersetzungen linker und rechter Gruppierungen. Auch die wirtschaftliche und soziale Not trug zur Enttäuschung bei und gefährdete den inneren Frieden. Soziales Elend und politische Instabilität ließen extremistische Gruppierungen erstarken. In der Bevölkerung war demokratisches Denken und Meinungsvielfalt noch nicht verankert. Die Weimarer Republik erlebte insgesamt 16 Reichsregierungen mit wechselnden Koalitionen. Eine schwere Zeit erlebte die Republik im Krisenjahr 1923. 

Wirtschaftskrise

Bis 1922 ging es mit der Wirtschaft aufwärts. Eine schwere Zeit erlebte die Republik im Krisenjahr 1923. Die Inflation führte zur Verarmung vieler Menschen. Das betraf in Dithmarschen die in der Landwirtschaft arbeitende Bevölkerung und die Handwerker und Händler. Die Kaufkraft der Bevölkerung nahm rapide ab, weil der Wertverfall der Deutschen Mark ungeheuerlich stieg. So kostete z.B. 1919 ein Brot  1,40 Mark, für das man vor dem Krieg 50 Pfennig bezahlen musste; dann ab April 1920   3,00 Mark und im August 1923  2.800.000 Mark.  Vom November 1921 bis zum August 1923 stieg der Preis für ein Schwarzbrot in Dithmarschen von 18 Mark auf 250 Mark. Im gleichen Jahr kostete Butter 750.000 Mark, und für ein Ei sollte man 38.000 Mark bezahlen.

Nicht nur die Lebensmittelpreise stiegen, auch in anderen Bereichen wurde die Mark immer weniger wert. Ein Griffel für die Schiefertafel kostete 13.000.000 Mark (s. Kap. Schule),  und auch der Preis für ein Zeitungsabonnement stieg gewaltig, im August 1923 auf 62.000 Mark 
Ab 1924 trat eine Phase der Beruhigung und relativer politischer Stabilität ein, bis  1928/29  die Weltwirtschaftskrise die Menschen erneut in Unsicherheit und Verzweiflung stürzte. Das Vertrauen in den Staat ging verloren, radikales Gedankengut entwickelte sich und die Ablehnung der Republik wuchs.   Die Währungsverhältnisse wurden im Jahr 1924 durch die Einführung der Rentenmark und kurz darauf von der goldgedeckten Reichsmark stabiler. 
Von 1924 – 1928  folgten dann die ‚goldenen Zwanziger Jahre’. Im Winter 1929/30 kam es zur Weltwirtschaftskrise. Dies bedeutete Lohnkürzungen und Entlassungen. Die Zahl der Arbeitslosen stieg ständig an, und man hörte auf republikfeindliche Wahlparolen und Versprechungen sowohl aus dem rechten, als auch aus dem linken Lager. 

So wurden aus 50 Pfenning 50 Milliarden

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