Transportwege

Die Eider als Schifffahrtsstraße

Als Schifffahrtsstraße erlebte die Eider ihre Blüte nach dem Bau des Alten Eiderkanals. Nun war eine Verbindung von der Ost- zur Nordsee geschaffen worden und die zeitraubende und gefährliche Umfahrung Jütlands nicht zwingend notwendig. Eine Passage durch den Kanal und die Eider dauerte drei Tage und länger. Bei ungünstigem Wind wurden die Schiffe getreidelt, dafür gab es mehrere Pferdestationen, allerdings wurden kleine Schiffe (bis ca. 25 t) von den Besatzungen gezogen. Die meisten Schiffstypen waren niederländischen Ursprungs, und nun entstanden entlang des Wasserweges mehrere Schiffsbauplätze. Mit der Schifffahrt florierte der Handel: Die Schiffe transportierten nach Westen landwirtschaftliche Produkte oder Baustoffe. 
Aus Russland kamen Leinen, Holz, Flachs, aus Schweden Eisen, Stahl, Teer und getrocknete Fische. Nach Osten wurden insbesondere Waren aus Übersee wie Zucker, Rum, Branntwein, Kaffee, Tabak, Reis, Rosinen, Tee und Essig, ferner Salpeter, Zink, Hanf und Pech und Kohle transportiert. Insgesamt haben fast 300.000 Schiffe in 101 Jahren den Kanal genutzt.
Eines der Schiffe jener Zeit war die Saint Michel, eine 1876 gebaute Dampfyacht, die im Juli 1881 auf dem Weg nach Kopenhagen die Eider und den Kanal befuhr. Der Schiffseigner ist der berühmte Schriftsteller Jules Verne, der mit seinem Bruder Paul, welcher darüber berichtete, diesen Törn unternahm.
Der rege Handel auf der Eider brachte Wohlstand in die Norderhamme, und auch Hennstedt mit seinem Hafen Horst profitierte davon. Etwa 1875 wurde von der Hennstedter Bauernschaft ein Lösch- und Ladeplatz gebaut. In erster Linie wurden Kohle aus England dort gelöscht, und schon im ersten Jahr brachten 68 Schiffe 800 t Kohle. „Durch das Kirchspiel Hennstedt wurde nun mit allen Mitteln der Umschlag gefördert. So kamen der Lindener Torf und die Produkte der Lindener Mühle hier zur Verladung. Auch die aufkommenden Meiereien ließen hier zum Teil die aus England kommenden Kohlen löschen. Es gelang der Bauernschaft, die Anerkennung als Hafen bei der Regierung durchzusetzen, so dass eine Hafenordnung genehmigt wurde.4  
Nach wenigen Jahren florierenden Handels verlor der Hafen in Horst seine Bedeutung, da in der Zwischenzeit der NOK und später die Kleinbahn gebaut worden waren. Weitere Häfen im Umkreis von Hennstedt waren im 19. Jhd. Delve, Süderstapel und Pahlen.
Die wasserbaulichen Veränderungen der Eider im Laufe der Jahrhunderte waren Maßnahmen zum Hochwasserschutz und zur Verbesserung der Schiffbarkeit. Dabei gab es immer wieder Rückschläge, besonders bei Sturmfluten der Nordsee aus Nordwest hatten die Anwohner in der Eidermarsch zu leiden.
In Hennstedt geschah die erste erwähnte Flut 1625  bei „Storm uth dem Nordwesten“, bei der „zweiten großen Mandränke“ 1634 sind in den „Marschorten Hennstedts veele Minschen und veel Veh verdrunken“, bei Sturmflut 1680 sind alle Norderdithmarscher Deiche zerstört worden, 1717 stand die ganze Marsch unter Wasser, 1792 brach bei Östermoor der Deich, es brauchte ein halbes Jahr ihn wieder neu zu errichten.5 Von der verheerenden Sturmflut 1825 berichtet Pastor Peter J. Rönnenkamp (Lunden) sehr anschaulich: Im Februar herrschte eine Sturm- und Springflut an der Nordsee, die Eider überflutete weite Teile der Marschen überall, 14 Deiche im Umkreis Hennstedts brachen, in Hehm ertranken 6 Menschen, in Hennstedt sorgte der Kirchspielsvogt Ottens für die notwendigen Maßnahmen, das Hochwasser hielt sich 7 – 8 Wochen, Äcker waren verwüstet und die Saat vernichtet. Eine schwere Sturmflut wütete 1911 im November. Es brachen die Deiche und überfluteten den Delver Koog. Der Druck auf die Deiche der Dithmarscher Seite ließ nach, das Wasser hatte gleichsam ein Ventil gefunden. Nur wenige hundert Meter von der Deichbruchstelle war in dem Tosen des Wassers und des Windes der Hof von Holling zu erkennen. Aus der Bodenluke winkten vier Kinder zum Dithmarscher Ufer hinüber, Rettung heischend. Fritz Hanno aus Westermoor erkannte die Not der Kinder, sprang in sein Boot und kämpfte sich durch die wilden Wellen über den Fluss. Endlich schaffte er es, an das Haus heranzukommen. Durch ein Loch im Dach holte Fritz Hanno die Kinder ins Boot. In letzter Minute vor dem Einsturz des Hauses brachte er die Kinder in Sicherheit. Unermüdlich machte er weiter und half, Menschen und Tiere aus den Fluten zu retten. Selbstlos setzte er sich ein, bis er vor Erschöpfung zusammenbrach. Er rettete anderen das Leben, aber bei diesen Rettungsarbeiten erlitt der 27jährige Fritz Hanno aus Westermoor einen Herzinfarkt und starb.“ 6
Wenige Monate später, im April 1912 , erlebten die Bewohner der Marsch erneut eine schwere Sturmflut, diesmal waren besonders das Dorf Horst und der Horster Koog betroffen: „Der ganze Horster Koog bildet einen See, woraus die Ortschaft Horst wie eine Insel hervorragt. Die Schäden an den Eiderdeichen allgemein sind erheblich. Beim Eintreten der neuen Flut wurden die ganzen Arbeiten (bisher unternommene Abdichtungen) wieder zerstört.“
7
Die rund 25 Jahre später errichtete Abdämmung bei Nordfeld verhinderte weitere Überschwemmungen durch die Eider. Probleme der Tide-Eider unterhalb der Schleuse Nordfeld wurden später mit dem Bau des Eidersperrwerks im Mündungstrichter (1967 – 1973) behoben oder reguliert.
Die Eider als Schifffahrtstraße hat weitgehend an Bedeutung verloren. Gelegentlich befahren Frachter oder Ausflugsdampfer den Fluss, aber überwiegend dient die Eider als Revier für Sportboote. Dies ist auch deswegen reizvoll, als durch den Gieselau-Kanal eine Verbindung zum NOK und zur Ostsee gegeben ist. Von Nordfeld flussaufwärts gibt es viele kleine Sportboothäfen.
In der Region Hennstedt ist die Eider im Sommer bei Badenden sehr beliebt: Die Wasserqualität ist gut und wird auch regelmäßig überprüft. Kleine Strände sind besonders für Kleinkinder geeignet, und das Schwimmen ist durch fehlende Strömung ziemlich gefahrlos. Wer das Baden /Schwimmen in einem natürlichen Gewässer einem Schwimmbadbesuch vorzieht, ist an der Badestelle Horst oder Schwienhusen gut aufgehoben.
 

Bau der Schleuse Nordfeld

dorf_bilder/Chronik-Hennstedt-245.jpg