„Drittes Reich“ im Dorf

Juden: Diskriminierung und Pogrom

„Kauft nicht bei Juden!“ „Wer bei Juden kauft ist ein Volksverräter!“
Diese antijüdische Propaganda wird den Hennstedtern in der NS-Zeit nicht unbekannt gewesen sein. Auch wenn im Ort keine Juden ansässig waren, so waren doch einige als Hausierer bekannt. Es kam aus dem nahen Friedrichstadt regelmäßig Schlachter Julius Wolff nach Hennstedt und bot seine Waren feil. Auch pries der jüdischer Textilhändler Bruno Levy den Einwohnern seine Produkte an. Eines Tages blieben sie weg – was von den Hennstedtern auch registriert wurde. Das Ausbleiben der jüdischen Hausierer war eine Folge des Pogroms am 9./10. November 1938. 
An diesem Tag wurde die Inneneinrichtung der Synagoge in Friedrichstadt zerstört und dazu mehrere jüdische Geschäfte. Dafür verantwortlich waren SA-Trupps aus Husum, Heide 25  und Friedrichstadt selbst. Die meisten der in Friedrichstadt lebenden Juden kamen nach 1939 nicht mehr aus Deutschland heraus. Nach dem 1. März lebten nur noch 17 jüdische Bürger im Städtchen. Viele waren nach Hamburg gezogen, um dort im jüdischen Viertel am Grindel unterzutauchen. Letztendlich kamen alle in Konzentrationslagern um - in Minsk, Riga, Theresienstadt und Auschwitz. 26  Die Hennstedter konnten auch Kenntnis haben vom jüdischen Schuhmachermeister und Kaufmann Samuel Stillschweig in Heide. Er betrieb in der Friedrichstraße ein anfänglich gut gehendes Geschäft für Schuhe und Arbeitskleidung. Der von den Nazis angeordnete Boykott jüdischer Geschäfte traf die Stillschweigs hart. Nach dem Tod des Vaters zogen die Kinder fort. „Keines der Kinder von Samuel Stillschweig überlebte das Dritte Reich. Sie wurden zu Opfern des Rassenwahns“. 27